21, Dezember, 2024
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Weihnachten mal anders

REALLY?! Schon wieder Weihnachten?! Die Lehrer sind alle (meistens aber zu unserem Jammer nicht immer!) ein bisschen entspannter, und es gibt eine gute Ausrede dafür, chillig auf der Couch Schokolade zu fressen, Weihnachtsmärkte leerzukaufen und sich vielleicht dazu zu motivieren, Plätzchen zu backen.

Ganz nice eigentlich… wären da nicht diese lästigen deutschen Bräuche… Drei Tage lang essen! Food-Koma fast schon vorprogrammiert — So meinen wir zumindest. In anderen Ländern schaut das (teilweise) ganz anders aus, viel besser sogar! (#Island, #UK…) Fläzt auch auf die Couch mit einem Plätzchen, vielleicht sogar mit Händels „Messias“ oder Bachs „Weihnachtsoratorium“ leise im Hintergrund — wir stellen euch jetzt einige außergewöhnliche Weihnachtstraditionen vor.

Na okay, fangen wir mal ganz weit entfernt an: England. Geschenke nach Heiligabend?! Ja, dort heißt es Christmas Day und Geschenke gibt es wirklich erst morgens am 25. Dezember. An Heiligabend hingegen gibt es traditionellerweise ein Fischgericht im familiären Kreis, ähnlich wie bei uns. Allerdings gibt keine anschließende Bescherung, stattdessen wird sich gerne auf’s Sofa gefläzt und ein Film angeschaut. Viel besser als abends, finden wir: man hat den ganzen Tag Zeit, sich an den Geschenken zu erfreuen. Way better!

Am 25. Dezember gibt es, wie auch bei uns, ein Festessen mit den vorausgehenden Christmas crackers und roasted veg, cranberry sauce, stuffed turkey und unappetitlichen bread sauce. Am sogenannten Boxing Day, dem 26. Dezember, gibt es kein zweites Festessen, zum Glück!  Das mag dem einen oder anderen etwas makaber anmuten, ist es aber keineswegs. Meist werden die Reste des Vortags meist mit einem Kohlsalat (coleslaw) und öfters auch Sandwiches begleitet, Turkey oder Goose Sandwiches zum Beispiel.  Der Name des „Boxing Day“ leitet sich übrigens von dem Brauch ab, Angestellten Geschenke zu überreichen oder auch an die ärmere Bevölkerung Boxen mit Essen zu verteilen, wie es vorwiegend die Kirche gemacht hat. Und was ist mit dem Weihnachtsbaum? — Den gibt es schon am ersten oder zweiten Advent!

Jetzt mal ganz woanders: Äthiopien. Weihnachten wird dort erst ziemlich spät gefeiert, einem Tag nach dem christlichen Feiertag der Heiligen Drei Könige, also am 7. Januar. Dafür fängt man schon am 25. November an zu fasten, mit nur einer Mahlzeit pro Tag. Jeglicher Alkohol sowie jegliche Fleisch-, Ei- und Milchprodukte sind nicht erlaubt. 

Währenddessen sehnt man sich natürlich nach der Weihnachtscelebration. Bei der sogenannten Ganna steht eine sechsstündige Kirchenmesse an, welche um 18 Uhr beginnt und gerne bis 3 Uhr morgens andauert. In einem weißen Gewand gekleidet erhält eine Kerze und so umrundet man traditionell dreimal die Kirche, um das Ende der Fastenzeit sowie die Geburt Christi zu feiern.

Aber wait, da fehlt noch etwas… die Geschenke! Die gibt es nicht, höchstens kleine Kinder erhalten etwas Kleidung. — Stattdessen wird mit Goro Wot (eine Art Hühnercurry) und Himbasha (Brot) zelebriert. 

Doch weil eine sechsstündige Messe mitten in der Nacht nicht reicht, gibt es am 19. Januar die dreitägige Celebration namens Timkat, die Baptisierung Jesus’.

Jetzt aber mal ganz weit in den Norden: Grönland. Dort sieht das ähnlich aus wie in Deutschland: am 24. Dezember findet eine Kirchenmesse statt, anschließend gehen Kinderchöre von Tür zu Tür und lassen die Töne schallen. Dem Festessen vorausgehend steht erstmal „Kaffee und Kuchen“ an. Im Anschluss wird traditionellerweise Walhaut mit Speckstreifen und der kurioserweise Vogel der Klasse Neognathae, ein sogenannter Papageientaucher verzehrt.  Der wird nicht aber gegrillt, sondern verzehrt, nachdem er durch die mehrmonatige Eingrabung in Robbenhaut das Stadium der Dekomposition erreicht hat. 

Auch anders als bei uns: die Geschenke. Diese werden an jeden Dorfbewohner verteilt. Typische Geschenke sind übrigens kleine Modellschlitten oder Handschuhe aus Robbenhaut. Grönlands Vegetation wird aber von einem vegetationslosen Eisschild dominiert, sodass die Weihnachtsbäume aus Dänemark importiert werden müssen – diese werden wie in Deutschland erst einen Tag vor Heiligabend geschmückt. 

Nun geht’s Richtung in den Osten — in Iran feiert man am 21. Dezember die Yalda-Nacht (Shab-e-Yalda). Das heißt übersetzt Nacht der Vierzig und markiert vierzig Nächte seit Winterbeginn. Wie in Deutschland wird die Geburt Jesus zelebriert, typische Gerichte sind Nüsse und Früchte, wie beispielsweise Granatapfel und Wassermelone (in Kuchenform!). Die roten Früchte repräsentieren den Sonnenaufgang nach dem kürzesten Tag des Jahres und in einigen Orten werden 40 verschiedenen Speisen serviert. Ganz schöner Aufwand! Danach werden sich Geschichten erzählt und Gedichte vorgelesen, gerne bis in die Morgenstunden. 

Kommen wir nun zum persönlichen Favoriten (gleich mit der UK): Island. Ein Segen für book-lovers unter euch. Das sogenannte Jólabókaflóð läuft wie folgt ab: am 24. Dezember werden sich (ausschließlich) Bücher geschenkt. Der Abend besteht nicht aus einem Festessen, sondern daraus, auf der Couch heiße Schokolade schlürfend zu chillen und die Bücher zu lesen. Das Ganze wurde schon kommerzialisiert: jeder Haushalt bekommt in der Vorweihnachtszeit einen Katalog mit Büchern von der jeweiligen Buchhandlung — das macht das Buch auch zum meist vergebenen Geschenk in Island. Die Tradition stammt aus dem Zweiten Weltkrieg, wo es (vergleichsweise) Bücher und Papier in raren Mengen gab, sodass diese geschenkt wurden — daher der Name: Bücherflut.

Vielleicht findet die eine oder andere Tradition ihren Weg in unsere Weihnachtsbräuche, oder aber auch nicht — dann bleibt alles gleich. Jedes Jahr dasselbe, wie jemand letztens sehr treffend und nicht sehr enthusiastisch meinte. Nun, ob routinierte Traditionen gut sind, das bleibt eine subjektive Frage — allenfalls könnten aber die vorgestellten Bräuche unsere Traditionen sehr wohl bereichern (und für Abwechslung sorgen!)

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