Immer wieder stelle ich mir die Frage: Was kommt nach der Schule? Was mache ich nach dem Abi? Womit will ich mein Geld verdienen und: kann ich mit dem, was ich gerne machen würde, überhaupt genug Geld verdienen?
Ein Artikel über Deutschlands zunehmende Ungleichheit.
Eine renommierte Methode, um die Reichtums Verhältnisse in Deutschland zu zeigen, ist die Darstellung in einem Koordinatensystem. Dabei entspricht die y – Achse der Höhe des Reichtums und die x – Achse dem Anteil der Deutschen, die dieser Vermögensklasse angehören (Abbildung 1). Anhand der Grafik erkennt man gut, wie ungleich verteilt das Vermögen in Deutschland ist. Zeichnet man das Koordinatensystem auf ein DIN-A4-Blatt und teilt es so ein, dass 95% der Bevölkerung Deutschlands darauf abgebildet werden können, dann schwebt die vermutlich reichste Familie Deutschlands mit einem ungefähren Vermögen von 33 Milliarden Euro (Stand 2019) unglaubliche 6,6 km über diesem Blatt. Die Familie Reimann machte ihr Geld durch die Gründung der Chemiefirma Benckiser, entwickelte zahlreiche Erfindungen in verschiedenen Bereichen der Chemie und ist auch in der Kaffeebranche tätig.
Heutzutage sind es die Entwickler von Immobilien, die durch den Bau oder Ausbau von Gebäuden mit Wohnflächen Kapital anhäufen. Durch diese Entwicklung in den letzten Jahrzehnten kommt es zu Ungleichheiten. Seit 1990 zum Beispiel haben sich die Mietkosten in Deutschland im Mittel fast verdoppelt. Ein Quadratmeter Mietfläche kostete 1990 noch rund sieben Euro, heute sind es schon fast 13 Euro pro Quadratmeter. Dazu kommt noch, dass die Mietkosten in den begehrten Wohngebieten Deutschlands, also Berlin, München, Köln und auch Frankfurt am Main nochmals höher sind.
Dieser Handel mit Immobilien hat direkte Auswirkungen auf die Mittelschicht der Bevölkerung. Während vor einigen Jahrzehnten die Mittelschicht den größten Anteil der Deutschen ausmachte und eine stabile Einkommensklasse war, hat sich über die letzten Jahrzehnte hinweg eine klare Spaltung zwischen arm und reich durchgesetzt. Zwar ist auch heute noch die Mittelschicht der Größte Anteil der Bevölkerung, aber sie wird immer kleiner, nicht zuletzt durch die steigenden Mietpreise. Die Wohnungen, die gebaut werden, sind zumeist Eigentumswohnungen, die nicht dazu gedacht sind günstig zu wohnen, sondern um Kapital anzulegen. Ein normal verdienender Angestellter mit Familie kann sich eine solche Wohnung nicht leisten. Stattdessen machen Investoren und Immobilienentwickler mit solchen Wohnungen das Geschäft ihres Lebens. So kommt es, dass Mieter aus den beliebten Wohngegenden verdrängt werden und durch reiche Erben oder anders zu Geld gekommene Menschen ersetzt werden. Die Mieter müssen folglich in Randgebiete ziehen und geraten so in die ärmeren Schichten der Bevölkerung. Jene hingegen, die es sich leisten können auch eine teurere Wohnung zu bezahlen, finden sich in den Kreisen der Oberschicht wieder und die Mittelschicht stirbt Stück für Stück aus.
Gleichzeitig wird es schwerer sich aus der Armut hochzuarbeiten und das Risiko für Wohlhabende ihr Kapital zu verlieren ist in letzter Zeit gesunken. Die Spaltung der Bevölkerung verfestigt sich immer weiter und die Herkunft einer Person wirkt sich stark auf deren berufliche und soziale Erfolgschancen aus: Erben von wohlhabenden Eltern können das geerbte Geld weiter investieren beziehungsweise durch geerbte Immobilien weiterhin Kapital machen oder die gut laufenden Firmen ihrer Eltern übernehmen. Kinder aus unteren Einkommensklassen haben es schwer sich hochzuarbeiten, aus eben genannten Gründen.
Unsere Gesellschaft driftet also immer weiter auseinander und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Doch eines ist klar: Es muss etwas passieren, denn sonst werden sich die Menschen, die aus der Mittelschicht abgefallen und verletzt worden sind, zusammenschließen und gegen die Ungleichheit in Deutschland rebellieren. Doch vielleicht ist eine Rebellion ja genau das, was wir brauchen um eine Gesellschaft mit weniger Ungleichheit zu erreichen…
Ich für meinen Teil weiß, dass ich weder zu denen gehören möchte, die Wohnungen als Geldanlage kaufen und so anderen Menschen das Leben schwer machen. Genauso wenig möchte ich aber zu denen gehören, denen das Leben schwer gemacht wird. Ich hoffe, dass ich irgendwann einen Mittelweg zwischen diesen beiden Klassen finden kann.
Mensch, das ist ja mal wieder ein mega guter Artikel, ich liebe diesen Autor!!!
Ein durchaus beunruhigender Trend. Doch wird befinden uns (viele SuS der Merian Schule sind relativ gut betucht) in der luxuriösen Position diesen Trend vielleicht positiv beeinflussen zu können in der Zukunft. Hast du noch andere Vorschläge außer keine Immobilien als zusätzliche Einnahmequelle zu kaufen?
Und ja, da war ein sehr talentierter Autor am Werk. 😉 (Aber Eigenlob stinkt, Emil. 🙂 )