8, September, 2024
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Lost in between — eine Tanz- und Theateraufführung

Am 25. Juni 2024 durfte sich das Publikum an einer weiteren Theather- und Tanzaufführung erfreuen, welches thematisch an das Stück Aufstehen oder Liegenbleiben im Mai erinnert, jedoch einen stärkeren Fokus auf den Optimismus und Pessimismus legt. Lost in between – eine Vorführung des DS-Kurs 11 sowie Tanz-Kurses unter der Leitung von Frau Wischniowski.

Der dem Theaterstück vorangehende Tanz war geprägt von abstrakteren tänzerischen Elementen, welche das Publikum in überzeugender Manier auf das Theaterstück einstimmte. Ein Wechselspiel eines individuellen sowie mehr kooperativen Tanzes bei fortwährend nahezu perfekter Synchronie der Bewegungen deutete bereits das Wechselspiel an, welches im Theaterstück thematisiert werden sollte. Dieses fesselt das Publikum bereits in der Eröffnungsszene; ein offensichtlich gut gelaunter, pfeifender Mann tritt durch die Hintertür des Publikumssaals ein, während ein weiterer, trübselig gestimmter Mann auf einer Leiter vor der Bühne lethargisch und lustlos sitzt. Als der freudvollere – optimistische – Mann auf den trübseligen – pessimistischen – trifft, entfaltet sich ein Gespräch über die Beschwerden des Lebens und zeigt auf, dass alleinig die Lebenseinstellungen des pessimistischen Manns sein Trübsal verursacht. Selbst die Freundin des Optimistischeren kann die Stimmung des Trübseligen nicht aufhellen. 

Weiterführende Szene zeigt das Schicksal von sechs hoffnungslosen, verzweifelten und gar depressiven Personen auf, welche Hilfe bei einer mythisch anmutenden Frau finden, welcher sie ihr Leid schildern. Diese gibt zumeist allgemeine und wenig spezifische Ratschläge, welche dennoch Zuversicht entfachen. Anschließend bittet sie die Betroffenen, aus einem Glas rötliche Flüssigkeit zu trinken. Nachdem eine Person getrunken hat, reiht sie sich wieder zu den anderen ein, welche kniend vor einer Kerze sitzen. Nach jeder Leidesbekundung und jedem getrunken Glas führen sie synchron einen Tanz auf, begleitet von einen gemeinsamen Sprechchor – dabei wirken sie wie fremdgesteuert. Nach dem letzten getrunkenen Glas führen sie ein letztes Mal den Tanz auf, um anschließend zu Boden zu fallen und sich sinnbildlich dem Tod entgegenzuwerfen. Auf diese eher düster anmutenden Szene folgt eine heiterere, welche das Publikum ebenfalls zum Nachdenken anregt, wenn auch auf andere Art. Das Publikum sollte in einer Abstimmung entscheiden, für welche der Varianten sie in den verschiedenen dargelegten Situationen wählen würden. Zumeist wurde sich für die erfolgsorientierte, optimistische Variante entgegen der pessimistischen bzw. neutralen Varianten entschieden, sodass der Pessimismus fortwährend (Lebens-)Punkte verlor. Dieser befand sich in einem Wettstreit mit dem Optimismus und verlor nach und nach Punkte. Nach der fünften Frage gipfelte dieser Wettstreit sinnbildlich im Tod des Pessimismus — gut gewählt wurde hier der Bühnenrand mit davor platzierter Matte als Abgrund

Als weiteres unterhaltsames Highlight beweist sich auch die Szene des sogenannten Pessimismus-Coachs. Dieser wirbt in einem Video für sein Coaching, wobei seine Klienten die Schule zunächst als lehrreich empfinden und sich auf die Familie freuen — in seinen Augen sind sie hilfsbedürftig. Alsbald nach seinem Coaching scheinen die Klienten demotiviert, lustlos und genervt. Ein “erfolgreicher” Wandel der Lebenseinstellung, wie der Pessimismus-Coachserfreut anmerkt.  Gleichsam unterhaltsam war die Szenen des Körpers mit seiner pessimistischen Stimme. Diese nörgelt in amüsanter Weise an der Kommunikation, Interaktion des Körpers bei einem Treffen mit seinen Bekannten und kritisiert, wie „langeilig“, “uninteressant“ und “lame“ der Körper sei. Dieser widerspricht seiner inneren Stimme und versucht, dessen Einfluss zu unterdrücken, jedoch erfolglos. Eine treffende Darstellung jener selbst- sowie fremdkritischen Stimme — welche vielen bestimmt nur allzu bekannt ist. 

Im Anschluss dieser schauspielerischen Darbietungen mündete die Collage in einem gemeinsamen Tanz [Verweis auf das Titelbild], in welchem alle durchaus glücklich, fröhlich und gelassen wirken – im spürbaren Gegensatz zu den stets befangeneren, trübseligeren und melancholischeren Stimmungen, welche stets in jede Szene eingearbeitet wurden. Dem kontinuierlich kontroversen Einbezug des Optimismus und Pessimismus wurde hiermit einen etwas abrupten Abbruch getan, welcher die Botschaft und primäre Wirkungsabsicht des Stücks nicht erkenntlich werden lässt.

Resümierend lässt sich jedoch sagen, dass die Szenencollage einen anregt, aus verschiedenen Perspektiven den Pessimismus und Optimismus zu betrachten – mit überraschend umfangreichen und gelungenen Publikumseinbezug. 

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