
Mit einer Wahlbeteiligung von 82,5% in der der 21. Bundestagswahl am 23. Februar 2025 ist dies die höchste Beteiligung seit den Bundestagswahlen im Jahr 1987 und liegt um 0.3% höher als im Jahr der Wiedervereinigung. [1] Es lässt sich vermuten, dass nebst wachsender Unzufriedenheit über bisheriger sowie aktueller Politik, auch Sorge und Angst Ursache für größere Wahlbereitschaft war. Doch auch der Annahme von unerwünschten politischen Wendungen – gemäß des Gedankens ,Wehret den Anfängen‘ – dürfte eine Rolle gespielt haben.
Allen voran gewinnt – gemäß vorläufigem Ergebnis des Bundeswahlleiterin – die CDU mit 22,6%, damit kann sie einen Wählerschaftszuwachs von 3,9% seit 2021 verzeichnen. Weitaus größere Wählerwanderung konnte die AfD mit einer Verdopplung auf 20,8% erlangen. Mit etwas Abstand folgt die SPD mit 16,4%, das Bündnis 90/Die Grünen mit 11,6%, die Partei Die Linke mit 8,8% und die CSU mit sechs Prozent. Knapp verpasst hat es das BSW – Sahra Wagenknechts junge Partei schlittert mit 4,97% und 13.400 fehlenden Stimmen knapp an der 5%-Hürde vorbei. [2]
Daraufhin möchte das BSW klagen, es sei vielen der im Ausland lebenden deutschen Staatsbürger aufgrund kurzer Fristen nicht möglich gewesen, die Wahlbescheinungen rechtzeitig einreichen lassen zu können. Aus juristischer Sicht ist der Erfolg einer solchen Klage fraglich, da die fehlenden Wahlstimmen relevant für die Mandate sein müsste. Eine steigende Anzahl der Stimmen ist aber nicht mit dem Überwinden der 5%- Hürde gleichzusetzen. Zumal es möglich gewesen wäre, vor Ort in einem deutschen Wahllokal seine Kreuze zu setzen und weiterhin kein Anrecht auf die Briefwahl aus dem Ausland besteht. Man hätte also – wenn auch mitunter aufwändig – in einem Wahllokal wählen gehen können. [3; 4]
Im Vergleich zu den Ergebnissen der bundesweiten U18-Wahl scheint ähnlich starke Polarisierung zu bestehen — an unserer Schule gar noch stärker. In den bundesweiten Ergebnissen sollte die Partei Die Linke von der sozialliberalen SPD und dem Bündnis 90/Die Grünen politische Unterstützung finden — als politische Opposition zur rechts-konservativen CDU und AfD. Hingegen scheinen die vorläufigen Ergebnisse der deutschen Bevölkerung auf eine klare Präferenz zu allgemein rechts-konservativen Parteien hinzuweisen. Weniger Übereinstimmung finden, aber dennoch für die Koaltitionsbildung und zukünftige Politik entscheidend, die SPD sowie das Bündnis 90/Die Grünen.
Gleichsam unbeliebt jedoch scheint die FDP zu sein, welche nunmehr zum zweiten Mal innerhalb von insgesamt 21 Bundestagswahlen nicht im Bundestag vertreten ist. Indes würde das BSW mit den 3.4% der U18 Wahlen ebenfalls keine Mandaten erhalten, während die grüne Partei bei der zukünftigen Wählerschaft größeres Ansehen besitzt, als sie gegenwärtig die deutsche Bevölkerung innehält.
Insgesamt zeigt sich, dass die zukünftige Wählerschaft nach aktuellem Stand tendenziell links- und sozialpolitisch orientiert ist, während gegenwärtige Wählerschaft primär (rechts-)konservativ ist, mit einigen Vertretern sozialpolitisch-liberaler Positionen. Weniger gegensätzlich bleibt jedoch die Entwicklung der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung, welche beiderseits klar erkenntlich ist.
Mit Hinblick auf die starke Spaltung der amerikanischen Gesellschaft als reales Beispiel ähnlicher Entwicklungen und Gegebenheiten, lässt sich dies nicht als positive Entwicklung werten — ein Vorbild sollte derart starke Polarisierung nicht sein. Doch liegt es auch an jedem Einzelnen, sich einem offenen und toleranten Diskurs auf Augenhöhe zu widmen und diesen auch stets zu fördern — auch, wenn es manchmal schwerfällt. Schließlich fängt der Diskurs nicht erst im Bundestag, sondern vielmehr bei jedem Austausch Einzelner untereinander an.
Referenzen
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2274/umfrage/entwicklung-der-wahlbeteiligung-bei-bundestagswahlen-seit-1949/ (25.02.25)
[2] https://www.bundeswahlleiterin.de/info/presse/mitteilungen/bundestagswahl-2025/27_25_vorlaeufiges-ergebnis.html (25.02.25)
[3] https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/bundestagswahl-buendnis-sahra-wagenknecht-fuenf-prozent-huerde (25.02.25)
[4] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/wagenknecht-anfechtung-wahlergebnis-100.html (25.02.25)
Grafik: https://www.bundestag.de/resource/image/218604/16×9/618/348/e73b523daaf20d1337fe349bbc8b60c6/lf/abend.jpg (26.02.2025) (Daten aus [1] entnommen)